Mattias Elsmann von Jule Reuter
Mich seinen Arbeiten nähern, heißt gleichsam: Gedanken und Sprache auf Wanderung schicken.
Ohne Kenntnis von Ort und Zeit der Ankunft. Heißt: Einlassen auf Disparates, auf ein Vielfalt von Möglichkeiten ohne Zentrum. M.E. bevorzugt keine bestimmten Sujets. Die Bilder sind eher Protokolle seiner Wahrnehmungsweise im Erfahren von Innen- und Außenwelt. Im diesem Sinne gelten alle künstlerischen Mittel und Formen/Zitat/Collage/ als frei verfügbar, ohne in X-Beliebigkeit auszuarten. Die Bilder geben keine Auskunft. Aber sie gewähren Einlaß. Sie eröffnen dem Betrachter erneut den Bild-Raum, ohne den Vorwand der Abbildung der äußeren Wirklichkeit. Die Bezugnahme auf manieristische Vorbilder trifft sich wohl in dieser Wiederentdeckung des malerische Raumes. In seine Paraphrase auf Tintorettos ”Kreuztragung“ ist die Trennung der Mensch in Gut und Schlecht im Zeichen Mensch schlechthin aufgehoben, der weg von der zum Triumph führt nicht von unten nach oben, das versprechen auf Erlösung wird nicht gegeben, nicht im Diesseits, nicht im Jenseits. Raum ist möglicher Ort der Begegnung der inneren Natur mit der äußere.
Die verwendeten Farben in ihren Brechungen und Materialien verdunkeln, verschleiern, leuchten,scheinen durch. Risse werden belassen, markieren das Nebeneinander von Verschiedenem. Lassen Zeit hinein. Und hindurch. Das Maß der ausgebreiteten Arme bestimmt den Aktionsradius auf der Leinwand. Erstrebt Einklang von Physis und Psyche. Perfektionismen werden aufgegeben. Eindeutigkeiten unterlaufen, nicht zuletzt auch die Rolle des modernen Künstlers. Das Spiel mit zwei Identitäten nicht als klassische Trennung in Dr. Jekyll und Mr. Hyde, sondern als verschiedene Möglichkeiten auf Welt zu reagieren.
Keine Ankunft. Aber auf dem Weg, mit Zwischen-Stationen.
Jule Reuter
Dr. Jule Reuter ist seit 2011 Kuratorin/Referentin für Ausstellungswesen an der HfBK Dresden